Porsche 912 – verkannt, verbannt...

Als Porsche 1965 die ersten 911-Modell auslieferte, war der Absatz zunächst recht verhalten. Denn im Vergleich zum 356er kostete das Nachfolgemodell für rund 20.000 Mark nun ungefähr den Neupreis eines schicken VW Karmann Ghia mehr. Besonders auf dem amerikanischen Markt sorgte dies für Verdruss. Porsche musste reagieren, da man – damals wie heute – in die USA rund 60 Prozent der produzierten Fahrzeuge verkaufte.

Innerhalb kürzester Zeit kam der Entschluss, die neue Karosserie mit dem „alten“ Vierzylindermotor aus dem Porsche 356 zu verbinden und das Coupé somit für 16.250 Mark als Porsche 912 einzupreisen. Statt 130 Sechszylinder-PS waren es nun 90 PS aus 1,6 Liter Hubraum und vier Zylindern. Basismotor war das Top-Aggregat des 356 SC mit 95 PS, den man auch aufgrund der schlechten Kraftstoffqualität über die Steuerzeiten der Nockenwelle und den Ventiltrieb auf 90 PS drosselte. All dies jedoch mit dem Effekt, dass sich das maximale Drehmoment von 122 Nm schon rund 700 U/min früher, nämlich bei 3.500 U/min abrufen ließ.

Der Vierzylinder brachte aber noch weitere Vorteile: Durch die geringeren Massen ergab sich ein recht agiles Ansprechverhalten und aufgrund der rund 100 Kilogramm Gewichtsersparnis wurde das Leistungsgewicht nur geringfügig verändert.

Wer einmal einen „Zwölfer“ gefahren ist, war meist erstaunt von der Agilität des kleinen Bruders. Die Leistungsfähigkeit des Vierzylinders vermittelt noch immer den Eindruck eines Sportwagens. Zudem wurde die Gewichtsverteilung von 41 zu 59 auf 44 zu 56 Prozent verbessert, was dem Kurvenfahrer mit einem neutraleren Fahrverhalten sicherlich positiv auffällt.

Produziert wurden rund 30.300 Porsche 912 – teilweise in Zuffenhausen oder Osnabrück bei Karmann. Bereits im ersten Jahr waren es mit 6.401 rund doppelt so viele wie das Modell 911. Zu Beginn unterschieden sich die 912er neben dem Motor durch nur drei Rundinstrumente in dem in Wagenfarbe lackierten Armaturenträger vom großen Bruder. Im Modelljahr 1967 wurden exakt die gleichen fünf Instrumente wie sie der Elfer hatte verbaut – zu dieser Zeit noch mit Chromringen und der schwarz-grünen Skalierung. Diese kannte man aus dem 356er. Ab Modelljahr 68 brachte der Zahn der Zeit schwarzweiße Ziffernblätter und schwarze Ringe ins Cockpit.

Als der Targa 1967 langsam auf die Straßen rollte, gab es auch eine offene Vierzylinder-Variante – gegen 1.400 Mark Aufpreis. Ob mit Softwindow oder ab MJ 1968 mit Glasheckscheibe, der Porsche 912 war noch immer von großer Beliebtheit. Die letzten 912 des Modelljahres 1969 kamen noch in den Genuss des um 57 mm verlängerten Radstandes. Gerade mal 2.562 Targas liefen insgesamt vom Band, als im Sommer 1969 der 912 durch das neue Sechszylindermodell 911 T mit nur 2.000 Mark Mehrpreis und zudem den VW-Porsche ersetzt wurde.

Nur für den amerikanischen Markt gab es 1976 einen 912 E, der in der G-Modellreihe jedoch keine großen Verkaufserfolge erzielen konnte.